Iron Courtain Trail: Achtes Kapitel (2020)

Nach langem Hin und Her wird es in diesem Jahr zumindest eine kleine Tour geben. In diesem Fall trifft es sich ganz gut, dass wir in der Heimat noch einige Kilometer offen haben. Wir wollen erst ein bisschen Saaleradweg fahren, dann um Hof einige Kilometer zu Ende fahren, und zum Schluß von Waldmünchen nach Passau fahren. Mittlerweile könnten wir mit einem aktuellen Coronatest auch nach Tschechien einreisen, aber den bekommen wir nicht so schnell, und wir haben schon vorher einen alternativen Weg gefunden.

Am 31. Mai fuhren wir mit dem Zug nach Halle. Vom Bahnhof zum Saaleradweg war es nicht weit. Dort angekommen, mußten wir erstmal Fahnenappel machen. Union spielt immerhin noch in der Bundesliga. Der Weg ist super ausgeschildert. Kurz vorm Ortsausgang war dann der Hinweis auf das „Kurt Wabbel Stadion“. Wir radeln hin und einmal drumherum. „Einblicke“ hat man nach dem Umbau nicht mehr. Über Schkopau und Merseburg geht es weiter. Wir passieren Leuna, Bad Dürrenberg und Weißenfels. Es gibt wieder Differenzen zwischen unserem und dem geplanten Weg. gegen 16:30 Uhr erreichen wir unser Hotel „Kaiserhof“ in Naumburg. Das versprochene Sky funktionierte nicht, wir lagen eh schon 3:1 hinten. Also duschen und Altstadt. Das Abendbrot im Ratskeller ist nicht doll, die alten Häuser umso besser.

Am nächsten Morgen gibt es ein Lunchpaket vom Hotel, vergleichbar mit dem Abendbrot. da wir heute nur 40 Kilometer fahren wollen, erkunden wir den Rest der Altstadt. Die schöne Uta wollten wir auch noch besuchen, aber die Zicke war erst ab 12 Uhr empfänglich. Wir radeln zu unserem Ausgangspunkt zurück auf den Radweg, quasi rund um Naumburg. Über Bad Kösen und Saaleck erreichen wir mit einem letzten kleinen Umweg Neuengönna, wahrscheinlich der einzige Ort in dieser Gegend, der keinen eigenen Weinberg hat. Kein Wunder nachdem die Preussen 18 hundert schlag mich tot alle Trauben „aufgefressen“ haben. Aber Dirk’s Schwester wohnt hier. Wir hatten einen sehr schönen Abend und das beste Frühstück auf dieser Tour. Gegen 9:30 Uhr fahren wir weiter Richtung Saalfeld. Das „Ernst Abbe Sportfeld“ in Jena liegt direkt am Weg. Ein sehr schöner und perfekt ausgeschilderter Radweg bringt uns nach Saalfeld. In der Touristeninfo suchen wir ein Quartier in Richtung Hohenwarte Stausee. Da sich nichts ergibt, bleiben wir vor Ort.

Frühstück essen wir am Marktplatz. An der Talsperre ein Hinweis Richtung Probstzella. Wir disponieren um, und verlassen den geplanten Weg. Gegen Mittag erreichen wir den ehemaligen Grenzbahnhof. Eine kleine Stärkung beim ortsansässigen Metzger und weiter geht`s bis Harra, nahe Blankenstein.

„Zum alten Schulmeister“ heißt unser Quartier heute, eine sehr gute Entscheidung. Die Wirtsleute sind sehr nett und die Verpflegung super.

1.Tag Rund um Hof 45 km

Das mit dem ersten Tag irritiert jetzt sicherlich, aber die ersten Tage gehören ja nicht zur eigentlichen Tour. Um 8:30 Uhr starten wir im Regen. Bald erreichen wir Blankenstein am Ende des Rennsteig. Dieser Ort gehörte auch zum Sperrgebiet. Hier wurden mehrere Häuser abgerissen, u.a. das erste Wohnhaus von Dirk`s Schwager. Ein Hinweisschild erinnert daran. Der Weg führt direkt an der Saale entlang, sehr romantisch in diesem Abschnitt. Den Eisen Skulpturenpark haben wir schon letztes mal besucht. Wir überqueren wieder die A 9 mit dem Rasthof Frankenwald, und erreichen Hirschberg, bekannt für seine Lederherstellung. Eine kleine Gerberei entwickelte sich unter Heinrich Koch zur größten Sohlenfabrik Deutschlands. Dieser förderte den Bahnanschluß, den Bau von Schulen und dem Freibad. 1946 wurde der Betrieb verstaatlicht und man produzierte fortan Oberleder für Schuhe und Bekleidung. Ab 1993 wurden viele Häuser der ehemaligen Fabrik abgerissen. Wenig später kommen wir im geteilten Dorf Mödlareuth an. Die Teilung geht auf das Jahr 1810 zurück, als man die Grenze zwischen Bayern und dem Fürstentum Reuß zog. Diesem Verlauf folgte man auch, als 1945 die Demarkationslinie gezogen wurde. Das übliche Prozedere wurde auch hier angewand, Umsiedlung, Abriss, Grenzzaun und befestigte Grenzsicherung. 100 Meter davon wurden erhalten und zusätzlich noch ein Museum mit Fuhrpark eingerichtet – durchaus sehenswert.

Einige Kilometer weiter erreichen wir den Drei Freistaaten Stein. Hier treffen Thüringen, Sachsen und Bayern aufeinander. Hier verlassen wir wider unseren Weg Richtung Hof. Am Bahnhof angelangt haben wir noch 5 Minuten Zeit unseren Zug zu erreichen, Fahrstuhl runter, zum nächsten Gleis, und Fahrstuhl wieder hoch. Es passt nur ein Rad in den Fahrstuhl, was die Sache noch etwas spannender macht. Auf dem Bahnsteig angekommen erstmal ein freundliches „Maske auf !“.Der Lockführer hatte die gleiche schlechte Laune und motzte auch noch mit uns rum. Glücklicherweise mussten wir den Zug an der nächsten Station verlassen. Im neuen Zug dann ein sehr netter Schaffner, der unseren Glauben an die Bahn wieder aufbesserte. Pünktlich erreichen wir Waldmünchen und sind gegen 18 Uhr im „Wellnesshaus“. Eine nette Wirtin empfing uns, wir machten uns frisch und auf den Weg in die City. Beim Kroaten gab es eine große Portion Fleisch mit einigen großen Portionen Bier dazu. Unser großes Zimmer haben wir nur zum schlafen genutzt.

2.Tag Waldmünchen – Bayrisch Eisenstein 70 km

Das Frühstück ist o.k. und ausreichend. Um 9 Uhr rollen wir ohne Regen los. Anfänglich noch recht flott, aber die Berge sind allgegenwärtig. Die Abfahrt nach Furth im Wald ist schon rasant. Das Drachenmuseum besuchen wir nicht, machen aber am Drachensee einen kleinen Stop. Deutschlands ältestes Volksschauspiel findet hier jedes Jahr im August statt. 1000 Mitwirkende und 250 Pferde nehmen an dem Festumzug teil, bei dem am Ende der Drache, als Verkörperung des Bösen, sein Leben lassen muß. Nach einem kleinen Mittagssnack und einer Portion Eis ging es richtig nach oben. Der Große Arber ist hier gleich um die Ecke, da müssen wir allerdings nicht hoch. Insgesamt fahren wir heute 1550 Meter hoch, einige davon irgendwann auch wieder runter. Einige Kilometer mussten wir auch schieben, dazu der Regen, jeder stellte sich mehrfach die Sinnfrage. Gegen 18 Uhr erreichen wir unser „Gästehaus Wiesengrund“. Auch hier sind die Wirtsleute sehr nett. Am Mittag wurden die Grenzkontrollen nach Tschechien aufgehoben, aber ob die Restaurants auch schon auf den Ansturm vorbereitet waren konnten auch unsere Wirtin nicht sagen. Also blieben wir erstmal im Lande bei Kotlett und Wurstsalat. Unser Abendspaziergang führte uns dann zum Grenzbahnhof Bayrisch Eisenstein. Dieser wurde 1877 je zur Hälfte auf tschechischem und deutschen Territorium gebaut um eine schnelle Verbindung zwischen Prag und München zu erreichen. 1953 wurde durch die Tschechen ein Grenzzaun gebaut und die Gleise unterbrochen. Das Gebäude wurde einfach durch Mauern getrennt. Unsere Wirtin hatte noch ein paar Bier kaltgestellt, da wollten wir sie natürlich nicht enttäuschen.

3.Tag Bayrisch Eisenstein – Grafenau 65 km

Das lecker Frühstück wurde uns auf dem Zimmer serviert, und viel war es auch noch. Wir disponierten dann doch schnell um, und wollten den Originalweg fahren, d.h. durch Tschechien. Im Ort versorgen wir uns noch mit Getränken. Das Wetter war nicht doll, hin und wieder Regen bei ca. 15 Grad. Anfänglich eine gute Ausschilderung, irgendwann haben wir aber ein Schild übersehen. Es waren mal schnell 9 Kilometer Umweg, davon mehr als die Hälfte bergan. Ab Scheuereck dann die Hölle. Ein junges , sportliches Pärchen lässterte noch, ob sie uns Windschatten geben sollen – ha,ha, sehr witzig ! Wir können nur schieben, kommen also nicht so richtig voran. Nach über einer Stunde hatten wir 4 Kilometer geschafft – RadWANDERN. Da wir die Sinnfrage ja schon mal gestellt hatten, war jetzt der richtige Zeitpunkt nochmal drüber nachzudenken. Hochgerechnet hätten wir um 13 Uhr ca. 25 effektive Kilometer geschaft. Also zurückumdisponiert und wieder bergab. In Lindbergmühle belohnen wir uns mit Schweine und Rinderbraten,dazu Klöße und Rotkohl. Das Ganze in einer urbayrischen Kneipe im 80er Jahre Style mit Discokugel. Der Rest bis Grafenau fährt sich fast von alleine, auch weil die Berge langsam Hügel werden. Auf dem marktplatz stehend wollen wir ein Hotel organisieren, da läuft uns die Wirtin vom „Kellermann“ direkt in die Arme. Wir lassen uns schnell überreden, machen uns landfein und erobern Grafenau. Das „Fox“ Cafe und Restaurant ist unser Ziel für den Durst. Nach unserem Feldzug landen wir schnell wieder dort. Italienische Küche wird angeboten, sehr lecker. Das Schnupftabackmuseum ist um diese Zeit schon geschlossen, alles andere, was Spass machen könnte auch, also eine Grundversorgung im Supermarkt getätigt, und zum Krimi aufs Zimmer. Nebenbei haben wir uns für die Heimfahrt noch ein Auto gebucht, da die Bahn uns keine Garantie für die Fahrradmitnahme geben kann. Ganz schön Schade, gerade weil die Züge zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht ausgebucht sind.

4.Tag Grafenau – Passau 45 km

Das Frühstück wurde uns am Tisch serviert. Leckere, frische Wurst vom Fleischer ! Das Wetter ist versöhnlich, die Berge auch. Wir lassen es locker angehen, ohne große Pausen und Besichtigungen sind wir 13 Uhr am „Passauer Wolf“ direkt an der Donau. Gleich um die Ecke sind die „Peschl Terrassen“, wir essen lecker Spargel. Dann noch eine Kneipe mit Sky suchen. Heute ist ja Herne West bei uns zu Besuch. Ca. 20 Minuten Fußweg brauchen wir und sind im „Alibi“. Wir sind mal wieder besser, spielen aber nur 1:1. Auf dem Rückweg ein bisschen Sightseeing, aber der Regen macht die Sache nicht so angenehm. Da wir morgen mit dem Auto fahren wollen ist um 21:30 Uhr Nachtruhe.